Geschichte
Im 13. Jahrhundert und 14. Jahrhundert dürfte eine Beginenklause
im Ort bestanden haben:
1350 stifteten Kraft Ritter von Bellersheim, seine Ehefrau und sein
Bruder zum Seelenheil ihrer Großmutter Getreide an die Klause zu
Bettenhausen.
1423 fiel das zu diesem Zeitpunkt zur Grafschaft Falkenstein
gehörende Bettenhausen durch Erbteilung an Bernhard von Solms.
Als größtes Unglückdatum in der Geschichte des Ortes gilt der 5.
April 1635, es war mitten im Dreißigjährigen Krieg:
Ernst von Mansfeld, dessen Hauptquartier sich im nahegelegenen Lich
befand, hatte aus nicht überliefertem Grund einige Söldner des
Regimentes Spangenberg, welches in Bettenhausen im Quartier war,
hinrichten lassen. Deren Kameraden gerieten darüber so in Zorn, dass
sie kurzerhand das gesamte Dorf in Brand steckten. Einzig die Kirche
und zwei an die steinerne Kirchhofsmauer angebaute Häuser
widerstanden dem Feuer. Viele der in die benachbarten Städte Hungen
und Lich geflüchteten Einwohner fielen dort der gerade grassierenden
Pest zum Opfer;
1640 existierten nurmehr zehn Familien. Um das Jahr 1670 war
Bettenhausen wieder einigermaßen aufgebaut. Im Jahre 1747 wurde das
alte Kirchenschiff aus dem 13. Jahrhundert wegen Baufälligkeit
abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der am 29. Oktober 1748
eingeweiht wurde. Der Turm blieb erhalten. Aus den alten
Baurechnungen geht hervor, dass während des Baus 32 Ohm (das
entspricht etwa 3200 Litern) Bier getrunken worden sind.
Ab 1657 ist Schulunterricht in Bettenhausen belegt. Zu dieser Zeit
wurde auch ein Schulhaus errichtet. Aus Platzmangel fand Ende des
19. Jahrhundert Schulunterricht im Rathaus statt.
1914 wurde das Schulgebäude neu errichtet. Erst mit Beginn des
Schuljahres 1951/52 wurde zweiklassig unterrichtet; seit 1964
besuchten die Kinder ab der 5. Klasse die neue Mittelpunktschule in
Lich (Dietrich-Bonhoeffer-Schule), 1969 erfolgte die komplette
Auflösung. Die Grundschüler werden seitdem in Langsdorf beschult.
Im Jahre 1906 wurde im Gemeindeamt Bettenhausen das erste Telefon
installiert. Nach einem entsprechenden Gemeinderatsbeschluss
erfolgte 1913 der Anschluss an die Elektrizität. Ein gemeindeeigenes
Wasserwerk ging 1909 in Betrieb. Durch den Zuzug von Flüchtlingen
aus den deutschen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg erhöhte
sich ab 1945 die Einwohnerzahl beträchtlich.
Im Zuge der Gemeindereform in Hessen wurde Bettenhausen 1972 nach
Lich eingemeindet und wird seitdem von dort verwaltet.
Deutung des Namens
Die Annahme der Deutung des Namens
"Bettenhausen" als die „Siedlung des Betto“ anzunehmen, wobei
der Rufname Betto eine kindersprachliche Koseform darstellt,
wird eher bezweifelt. (Lutz Reichardt in seiner gründlichen
Promotionsarbeit „Die Siedlungsnamen der Kreise Gießen, Alsfeld
und Lauterbach in Hessen“, erschienen 1973), Es liegt näher,
darin eine Flurbezeichnung zu sehen. Dafür sprechen auch die
gleichlautenden Namen zweier anderer Dörfer, das eine bei
Kassel, das andere in der thüringischen Rhön. Dass da auch ein
„Betto" den Namensgeber gespielt hat, ist höchst
unwahrscheinlich.
In Ober-Bessingen gibt es heute noch den Flur- und Straßennamen
„In der Bette". Und auch der Ortsname Bessingen weist auf die
„Bette" zurück. Was besagt also das alte Wort „Bette"?
Es bezeichnet eine von Wasserläufen durchzogene Niederung im
Gelände. Im heutigen Wort „Flußbett" lebt der Begriff noch fort.
Und tatsächlich liegen wie Bessingen, die Dörfer Bettenhausen
bei Kassel und Bettenhausen in Thüringen am Wasser. Unser Dorf
macht da keine Ausnahme: Es liegt in der Senke zwischen Oberholz
und Winke. Wenn auch die Bachläufe heute nicht mehr sichtbar
sind, weisen die alten Namen „Bleichborn" oder „Bachschmied" auf
die wasserreiche „Bette" hin.
Ersterwähnung
IIm sogenannten Lorscher Kodex, einer Kopie des Gründungs-
und Stiftungsregister, das in den Jahren 1183 und 1195
entstanden ist und somit nicht mehr die Originalurkunden,
sondern lediglich Kopien davon enthält und im Hauptstaatsarchiv
in München aufbewahrt wird, erscheint in einer Urkunde vom 29.
April 771 auch „Bettenhusen“ erstmals. Damit dürfen wir
feststellen, dass Bettenhausen zusammen mit Langsdorf die
früheste urkundliche Ersterwähnung aller Licher Stadteile
erfährt (und damit nach Obbornhofen und Bellersheim zu den
ältesten Ersterwähnungen im gesamten Kreis Giessen), was
freilich nichts aussagt über das wirkliche Alter dieser Orte,
deren Nennung doch wohl zufällig ist. Zudem müssen wir davon
ausgehen, dass diese Orte älter sind als ihre erste Erwähnung.
Quelle: IG Dorfgeschichte