Historischer Dorfrundgang Bettenhausen
(Ersterwähnung 771)
Die umseitige Karte von 1852 wurde bewusst gewählt,
weil sie den besten Eindruck von der mittelalterlichen Rundform des Dorfes
mit seinen Haingräben vermittelt. Der Kernbereich des Dorfes hat sich nicht
wesentlich verändert und so kann man mühelos den Spuren der Vergangenheit folgen.
Karte und Beschreibung können
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Der engere Dorfrundgang:
1. Die Kirche: Ihr ältester Teil ist der spätromanische Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert. Der barocke Anbau stammt aus dem 18. Jahrhundert. Vor der Kirche ein Gedenkstein mit Hinweis auf die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes (29. April 771).
2. Das ‚alte‘ Rathaus: 1671 errichtet, 300 Jahre lang diente es der Gemeinde als Rathaus bis zur Eingliederung in die Stadt Lich 1972
3. Die Schule: 1913/1914 erbaut, steht sie an der Stelle einer älteren Schule, die bis in die Jahre um 1660 zurückführt. Unterricht wurde hier bis zum 1. August 1969 gehalten.
4. Das Hirtenhaus: Es stand links vom Rathaus an die Kirchhofmauer angelehnt.
5. Brot für das Dorf: Bäckersch Haus (Brandgasse 5) - hier wohnten etwa 200 Jahre die Dorfbäcker.
6. Die Bleiche: Hinweis auf ein bis ins 19. Jahr-hundert blühendes Dorfgewerbe, die Weberei. Eine Bürgerliste von 1698 nennt neben 19 Landwirten 19 Leineweber und 4 Schneider.
7. Das Bettenhäuser Maurerlied: Mit dem Rückgang der Weberei um 1800 waren viele Dorfbewohner gezwungen, ihr Brot als Wanderarbeiter zu verdienen. Das Lied ist eines der ältesten bezeugten hessischen Volkslieder. In ‚Henn-Hannesse‘ (Siebenhäusergasse 6 - folgen Sie der gepflasterten Stichstraße) wohnten im 19. Jhdt. Maurer (siehe auch Nr.11).
8. Die Unterpforte: Die Enge zwischen den Häusern Untergasse 4 und 7 bezeichnet den südlichen, durch ein Tor gesicherten Dorfzugang.
9. Gemeindeschäferhaus und Brauhaus: An dieser Stelle standen das Gemeindeschäferhaus und direkt daneben das Gemeindebrauhaus. Beide machten 1905 Platz für ein Gemeindewohnhaus.
10. Es werde Licht: Die erste Straßenbeleuchtung ist nicht älter als etwas 120 Jahre. Es waren Petroleumlampen. Der Anschluss des Dorfes an die Stromversorgung geschah erst 1913.
11. Der Bachschmied: Alter Dorfname, der auf eine Schmiede hinweist, die ihr Wasser von einem Bachlauf des Oberholzes bezog.
12 Weber und Maurer: alter Dorfname ‚Strumpf¬weber‘. 1906 hat der letzte Weber im Dorf aufgegebenen (siehe auch Nr. 7).
13. Der Herrenoarn: Der schmale Durchgang in der Schulgasse war neben Ober- und Unterpforte der einzige Zugang ins Dorfinnere. Der Name weist auf die Adelssitze auf dem Oberholz hin.
14. Ende der Gasse: Lediglich Ober- und Untergasse waren Durchgangsstraßen, die restlichen Gassen wurden in früheren Zeiten als Hintergassen bezeichnet und waren Sackgassen.
15. Der Oberborn: ein Dorfbrunnen, im 17. Jhdt. bereits als Oberbronnen erwähnt. Den Anschluss an die zentrale Wasserversorgung erfolgte 1909.
16. Der Speicherturm: um dem Neubau Obergasse 23 zu weichen, in den 1960er abgerissen.
17. Die Oberpforte: An dieser Stelle mag die Ober¬pforte gestanden haben.
18. Die Ölgärten: Hier wurde der Flachs für die Weber angebaut. Im Spitznamen „Elemäus“ (Ölmäuse) für die Bettenhäuser lebt die Tradition noch fort.
19. Friedhof und ‚Haubenstern‘: Am 19. Aug. 1883 wurde das Kriegerdenkmal eingeweiht, im November 1844 fand die erste Beerdigung auf dem neuen Friedhof statt.
II. Erweiterter Dorfrundgang:
20. Die Lehmkaute: Hinter dem heutigen Friedhof wurde das Baumaterial entnommen.
21. Der Limes: Geringe Bodenwellen in den Obst¬wiesen zeigen den Verlauf der Grenze an. In direkter Nähe die vermuteten Spuren eines ehemaligen römischen Wachtturms, des Wp 4/64 (Hinweistafel).
22. Die Reitschule: 1813 lagerten im Dorf russische Truppen, Verbündete der „Heiligen Allianz“ gegen Napoleon. Die heute großen Lindenbäume begrenzen den ehemaligen Reitplatz der russ. Kavallerie.
23. Die Weingärten: Am Südhang der Winke wurde lange Zeit Wein angebaut, für die Arnsburger Mönche wie für den dörflichen Eigenbedarf (Lage:im jetzigen Wohngebiet Winke)
24. Die Beginenklause: Beginen waren im 13. und 14.Jh. alleinlebende Frauen, oft von vornehmer Abkunft, die sich der Armen-, Kranken- und Waisenpflege widmeten. Die genaue Lage des Beginenhauses ist nicht gesichert, aber sie darf im Umkreis der Adelshäuser auf dem Oberholz vermutet werden.
25. Das Oberholz: Die Spuren eines größeren, befestigten Adelssitzes sind heute noch im Gelände sichtbar. Die rechteckige, ummauerte Kernanlage umfasste knapp 3.000 qm, mit einem nach Westen bis über die Lindenbäume hinausgehenden Vorbereich. Terrassen im südöstlichen Bereich der „Burg“ und der Flurname „Am alten Hof“ südlich des alten Dorfkerns deuten auf landwirtschaftliche Nutzung zugunsten der Adelsherren hin.
Herausgeber:
IG Dorfgeschichte 2013